Wie fühlt es sich an, wenn man keinen Strom hat – mitten im Winter? Und wenn Luftalarm zum Alltag gehört? Diese Erfahrungen machte Kolping-Generalpräses Christoph Huber während seines einwöchigen Besuchs in der Ukraine kurz vor Weihnachten. Er hatten einen Hilfstransport des rumänischen Kolpingwerks begleitet. Ziel des Konvois war der Sitz von Kolping Ukraine in der Stadt Czernowitz im Westen des Landes. Mit Hilfe der Spendengelder aus dem „Ukraine-Fonds“ von Kolping International hatte der rumänische Kolpingverband Strom-Generatoren erworben und einen 600 kg schweren 14 kVA Stromerzeuger zur Notversorgung. Außerdem wurden dringend benötigte Medikamente wie Schmerzmittel, Antibiotika und Erkältungsmittel beschafft sowie warme Kleidung, Schuhe und Schlafsäcke ins Land gebracht.
Auf seiner Reise lernte der Generalpräses den harten Alltag der Ukrainer kennen. Auch im Westen des Landes ist die Stromversorgung oft unterbrochen. So musste ein Zusammentreffen mit Kindern, die von Kolping in der Region Vinnytsja betreut werden, sowie mit TeilnehmerInnen der Kolping-Senioren-Universität wegen Stromausfall im Dunkeln stattfinden. Gleiches traf für die Besichtigung des örtlichen Kolpingzentrums für betreutes Wohnen zu. Immer wieder auch wurden Begegnungen und Treffen von Sirenengeheul unterbrochen.
Neben Czernowitz und Vinnytsja stand auch ein Besuch in der Stadt Schargorod am Programm, wo Kolping ein Rehabilitationszentrum für Kinder und Jugendliche mit Behinderungen betreibt; im Anbau des Kolpinghauses sind zur Zeit 30 Flüchtlinge untergebracht, darunter viele Minderjährige. Dazwischen blieb noch Zeit für eine kleine Feier anlässlich des 25-Jahr-Jubiläums der Kolpingsfamilie Czernowitz.
„Jede einzelne Begegnung ist unglaublich wertvoll, auch wenn manches so traurig ist, dass man das nicht für möglich hält“, zog Christoph Huber am Ende seiner Ukraine-Reise Bilanz; den Kolpingverband bezeichnet er als „humanitären Leuchtturm“ in dem vom Krieg schwer gezeichneten Land. Emotionaler Höhepunkt für den Generalpräses war die Begegnung mit einer 90-jährigen Frau, die man aus einem Keller gerettet hatte, wo sie nach einem Raketenangriff stundenlang unter Trümmern gelegen war. „Sie fiel mir um den Hals“, so Huber, und sagte: „Die Hauptsache ist, ich lebe, und ihr habt mir bei Kolping eine Heimat gegeben, obwohl ich hier eine Fremde bin und ganz allein.“
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