Gerade vor den Feiertagen versuchen viele Frauen, obwohl ihnen Gewalt angetan wird, die vermeintlich „heile Welt“ noch aufrechtzuerhalten, tun möglichst alles, damit die angespannte Lage nicht vollends eskaliert – Weihnachten soll doch ein Fest des Herzens sein…
Aber: Angst zu haben, bedroht und beschimpft zu werden, geschlagen und gequält zu werden, mit dem Umbringen bedroht zu werden – all das steht auf keinem Wunschzettel; Weihnachten in einem Frauenhaus feiern zu müssen, sicherlich auch nicht. Auch die sieben Frauen und neun Kinder, die das Fest heuer im Kolping-Frauenhaus Mistelbach verbringen, haben sich dieses Los nicht ausgesucht. Sie alle mussten von daheim flüchten wegen der Schläge, der Bedrohungen und Demütigungen, der Beschimpfungen, der seelischen und körperlichen Gewalt, denen sie dort ausgesetzt waren: Petra S., die von ihrem langjährigen Partner aus dem Haus geworfen wurde; Tamara M, die mit ihrer kleinen Tochter gerade noch aus ihrer Wohnung flüchten konnte, nachdem ihr Ehemann versucht hatte, sie an den Haaren auf den Balkon zu zerren und sie bei Eiseskälte auszusperren; Katharina B., die sich am Boden liegen tot stellte, als ihr Mann mit Füßen auf sie eintrat, vor den Augen ihrer drei Kinder. Fast hätte er sie umgebracht, Katharina und ihre Kinder wurden von der Rettung ins Frauenhaus gebracht, sie sind froh, überhaupt überlebt zu haben.
Im gemeinsamen Wohnzimmer im Frauenhaus erstrahlt am Heiligen Abend ein festlich geschmückter Christbaum, mit bunten Kugeln und Süßigkeiten. Die Frauen und Kinder sitzen zusammen, dann raschelt und knistert es, Geschenke werden ausgepackt. Es ist ein besonderer Tag – nicht so friedlich und besinnlich, wie es unter normalen Umständen sein könnte, aber Weihnachten in Sicherheit.