Kolping heute: ein weltweit agierender Sozialverband mit mehr als 400.000 Mitgliedern in 60 Ländern. Dabei fing alles ganz klein an: Vor 175 Jahren, am 6. Mai 1849, gründete Adolph Kolping mit sieben Mitstreitern den Kölner Gesellenverein. Er sollte Wandergesellen das geben, was ihnen unterwegs fehlte: eine Familie und eine Gelegenheit, sich politisch, religiös und gesellschaftlich zu bilden.
Als Sohn eines Schäfers aus Kerpen bei Köln hatte er zunächst das Schusterhandwerk erlernt – in einer Zeit, als die Industrialisierung die Lebens- und Arbeitsbedingungen der Handwerker dramatisch verschlechterte. Das massive Elend der wandernden Gesellen, das der junge Kolping auf seiner Wanderschaft erlebte, rief in ihm den Wunsch wach, zu helfen. Nur wie? Er wählte den Weg als Priester. Mit Ende 20 holte er seine Matura nach, studierte Theologie, wurde 1845 in der Kölner Minoritenkirche zum Priester geweiht und trat mit knapp 32 Jahren seine erste Stelle als Kaplan in Elberfeld bei Wuppertal an.
Dort lernte Kolping die Not der Fabrikarbeiter kennen – und den Lehrer Johann Gregor Breuer. Dem war es gelungen war, junge Handwerker aus der Gemeinde in einem Chor zu vereinen, aus dem 1846 ein erster Gesellenverein hervorging. In ihm sollten Heranwachsende eine Mischung aus Gemeinschaft, Bildung und religiöser Erziehung erfahren. Diesen Ansatz erkannte Kolping als geeignetes Mittel zur Bewältigung der sozialen Probleme dieser jungen Menschen. Immer mehr engagierte er sich für den Verein, wollte solche Zusammenschlüsse auch an anderen Orten etablieren.
Von Elberfeld schickte er Gesellen nach Köln, damit sie unter ihren Standesgenossen Werbung für die Gründung eines Gesellenvereins machen. Als die Nachricht kam, es seien in Köln „schon viele beieinander“, schritt Kolping zur Tat: Er wechselte als Domvikar in die Großstadt am Rhein und gründete am 6. Mai 1849 in der St.-Kolumba-Schule nahe der Minoritenkirche einen eigenen „Kölner Gesellenverein“. Die Räumlichkeiten waren ihm drei Tage zuvor von der Stadt für sein Vorhaben zugeteilt worden. Eine Gedenktafel im Hof des Nachfolgegebäudes – heute ein Stadtmuseum – erinnert an das Ereignis.
Viele waren es zwar nicht, die damals beisammen waren, nur eine Handvoll – doch die Idee zog Kreise. Was klein und unscheinbar in der Kolumbaschule begann, entwickelte sich zum Erfolgsprojekt: Anfang 1850 hatte der Kölner Gesellenverein – heute die Kolpingsfamilie Köln-Zentral – bereits 550 Mitglieder. 1852 errichtete Kolping auf der Kölner Breiten Strasse das erste Kolpinghaus, das über lange Zeit Wandergesellen Unterkunft und Fortbildung bot. Die Gesellvereine breiteten sich rasch auch über Köln hinweg aus. Bereits 1850 verband Kolping die Vereine Elberfeld, Köln und Düsseldorf zum „Rheinischen Gesellenbund“. Es folgten landesweit zahlreiche Neugründungen. Als Kolping 1865 starb, zählte man in Deutschland 418 Gesellenvereine mit 24.600 Mitgliedern. Es war dem ehrgeizigen Sozialreformer ein Anliegen, die Idee des Gesellenvereins hinauszutragen und diese Form des Miteinanders als Lösung für die sozialen Probleme des Einzelnen und der Gesellschaft zu verbreiten. Dafür unternahm er unzählige Reisen und schonte auch seine Gesundheit nicht. Auf der Grundlage des christlichen Verständnisses vom Menschen kam es ihm darauf an, dass die Betroffenen zusammenkommen, dass sie ihre Situation selbst in die Hand nehmen und Lösungen mit der Hilfe von anderen umsetzen, um gestärkt hervorzugehen.
Weltweiter solidarischer Verband
Auf dieser Basis hat sich das Kolpingwerk als katholischer Sozialverband nach und nach auch international ausgeweitet und weiterentwickelt. Heute umfasst unsere Weltfamilie rund 400.000 Mitglieder, aktiv in 9.600 Kolpingsfamilien und 60 Ländern. Alle Kolpingsfamilien sind demokratisch organisiert und gehen solidarisch die sozialen Herausforderungen ihrer Zeit und Region an. Die Aktivitäten reichen von Flüchtlingsnothilfe in der Ukraine über landwirtschaftliche Schulungen für afrikanische Bauern, Mikrokredite für Kleinunternehmer in Asien bis hin zu beruflicher Bildung in Lateinamerika. Durch diese Projekte ist ein globales Netzwerk der Solidarität entstanden, das den Menschen hilft, sich aus eigener Kraft ein besseres Leben aufzubauen.


