Zum Seiteninhalt

Kolping-Bildungskonferenz 2024

„Was hält unsere Gesellschaft (noch) zusammen?"

Was bleibt vom heurigen „Super-Wahljahr“, das demnächst zu Ende geht? Viele stellen eine wachsende Polarisierung fest, eine Vertiefung weltanschaulicher Unterschiede und ein immer stärkeres Auseinanderdriften verschiedener Gruppen, bei uns und anderswo. Mit dieser Tendenz haben wir uns im Rahmen unserer heurigen Bildungskonferenz am 19./20. Oktober in Innsbruck auseinandergesetzt sowie den Versuch unternommen, Orte in unserer Gesellschaft aufspüren, an denen Zusammengehörigkeit konkret spürbar wird und Menschen zur Mitgestaltung ihres Umfelds ermutigt werden– zwei Anliegen, die bei Kolping seit jeher im Fokus stehen und die künftig noch wichtiger werden.

Was hält unsere Gesellschaft (noch) zusammen? So lautete das Thema der heurigen Bildungs-Konferenz von Kolping Österreich am 19./20. Oktober in Innsbruck; dabei wurde eine Art Bilanz gezogen gegen Ende des heurigen „Super-Wahljahrs“, in dem weltanschauliche Unterschiede zum Teil überdeutlich zutage traten, und die Frage gestellt, wie unsere demokratische Ordnung – angesichts unübersehbarer Spaltungstendenzen bei uns und in vielen anderen Ländern – gestärkt und gefördert werden kann.

Dazu mahnte die Politologin Margit Appel, die das Hauptreferat hielt, zuvorderst Widerstand gegen eine feststellbare „Kannibalisierung“ der Demokratie ein, Folge des faktischen Ausschlusses großer Gruppen von der Mitgestaltung unseres Zusammenlebens; Besitzende und Nichtbesitzende würden einander heute in einer Art neuen Klassengesellschaft gegenüberstehen, als extrem ungleiche Konkurrenten, die noch dazu entlang von Kriterien wie Herkunft oder Nationalität gegeneinander ausgespielt werden. Solle Demokratie als Regierungs- und Lebensform Zukunft haben, gelte es, „gegen die Demokratie gefährdenden Privilegien anderer Widerstand zu leisten und auch eigene Privilegien in Frage zu stellen“, so Appel.

In einem Co-Referat ging Claus Reitan, ehem. Chefredakteur u.a. der Tiroler Tageszeitung und der „Furche“, auf die Rolle und Verantwortung der Medien für ein gelingendes gesellschaftliches Miteinander ein: „Die Qualität der Demokratie ist mitbestimmt durch die Qualität ihrer Vermittlung“, hielt er fest und wandte sich gegen eine Form von Journalismus, die auf Empörung statt auf Erkenntnisgewinn setze und somit zum „Brandbeschleuniger des Populismus“ werde.

Magdalena Modler-El Abdaoui, Religionswissenschaftlerin und Leiterin des Hauses der Begegnung in Innsbruck, nahm zum brennenden Thema Zuwanderung/Asyl Stellung und wie in diesem Bereich Lagerbildungen vermieden werden können – in erster Linie dadurch, dass „in guten Zeiten Gelegenheiten geschaffen und genutzt werden, Vertrauen aufzubauen und mit Vielfalt umzugehen“, dabei verwies sie besonders auf die Tugend, einander zuzuhören, um das Verständnis füreinander zu fördern.

Ein Beispiel aus der Praxis lieferte der Zentralsekretär des Kolpingverbandes Rumänien, Eduard Dobre. Nach der Wende 1989, als nach Jahrzehnten der kommunistischen Diktatur kaum zivilgesellschaftliche Strukturen vorhanden waren, habe Kolping Pionierarbeit geleistet, Menschen zusammenzuführen. Dabei war, so Dobre, vor allem Offenheit füreinander wichtig sowie die Schaffung von „freien Räumen, wo andere andocken können“; dort wurden Umgangsformen wie Toleranz und Sanftmütigkeit eingeübt und der Blick über den eigenen Tellerrand hinaus gerichtet.

Auch die Präsidentin von Kolping Österreich, Christine Leopold, verwies in ihrem Grußwort auf die Bedeutung der bei Kolping gepflegten Haltung, das Miteinander und nicht Gegeneinander zu fördern, gerade in schwierigen Zeiten, wie wir sie – Stichworte: Teuerung, Energiekrise, Bedrohung durch Klimawandel, Kriege u.a.m. – derzeit erleben. Zur Förderung des gesellschaftlichen Zusammenhalts hob sie die Bedeutung der sozialen Angebote unseres Verbandes hervor, die darauf abzielen, Menschen, die in benachteiligen Verhältnissen leben, zu ermächtigen und in die Mitte der Gesellschaft zu bringen. In einem weiteren Grußwort bezeichnete Bildungs-Landesrätin Cornelia Hagele, die die Grüße von Landeshauptmann Anton Mattle überbrachte, es als „Glück, dass es funktionierende Vereine wie Kolping gibt, die gerade jungen Menschen den Wert von Gemeinschaft vermitteln“.

Weitere Höhepunkte der Bildungskonferenz, an der mehr als einhundert haupt- und ehrenamtliche Führungskräfte unseres Verbandes teilnahmen, war eine abendlicher Festakt, im Rahmen dessen der 60. Geburtstag von Kolping-Präsidentin Christine Leopold (nach-)gefeiert wurde, und ein von Bundespräses Gerald Gump nach dem Vorbild der Weltbischofssynode gestalteter „Spiritueller Dialog“ mit abschließendem gemeinsamen Gottesdienst.

Wir dokumentieren im Folgenden die wichtigsten Aussagen der Referentinnen/Referenten, einige sowie die wesentlichen Ergebnisse der Workshops, in deren Rahmen die Teilnehmer der Tagung konkrete Möglichkeiten ins Auge fassten, demokratische Mitgestaltung zu fördern und der um sich greifenden Polarisierung unserer Gesellschaft die Stirn zu bieten.

Programm

Zeitlicher Ablauf der Bildungskonferenz am 19./20. Oktober in Innsbruck

Impulsreferat - Podium

Impulsreferat und drei Podiumsbeiträge von Expert*innen

Workshops

Ergebnisse der Workshops zum Bildungsthema

imPULS 03-2024

Special der Kolping-Zeitschrift zum Tagungsthema

Kontakt & Adressen