„Selig, die Frieden stiften!“ – aber wie?
Bildungskonferenz „Kolping Österreich“, 8. Okt. 2022, Kolpinghaus Linz
Der Angriff der russischen Armee auf die Ukraine und andere Krisen machen in dramatischer Weise deutlich, dass ein versöhntes Miteinander der Menschen nicht selbstverständlich ist. Wo liegen die Ursachen für den Krieg mitten in Europa und andere Bedrohungen unserer Weltordnung? Und: Welche Voraussetzungen sind nötig, um Frieden zu schaffen und ihn zu erhalten? – Diesen Fragen widmete sich eine Bildungskonferenz unter dem Motto „Give Peace a Chance“ am 8. Oktober in Linz. Hier finden Sie eine Zusammenfassung der Ergebnisse dieser Tagung.
Den Auftakt bildete der Eröffnungsvortrag von Hans Karl Peterlini, Professor für Erziehungswissenschaften an der Universität Klagenfurt. Er ortet die Ursache für Krieg und Gewalt in einem Mangel an emotionalen Bindungen zwischen den Menschen, die dazu neigen, die Welt, die sie umgibt, zu zerteilen: in einen Bereich des „Wir“ und in jenen der „Anderen“, deren Schicksal einen vergleichsweise kalt lässt.
Als zweiter Impulsreferent widmete sich Peter Ruggenthaler, Stv. Leiter des Ludwig-Boltzmann-Instituts für Kriegsfolgenforschung, den Ursachen des Angriffs Russlands auf die Ukraine und stellte mögliche Optionen der weiteren Entwicklung dieses Konflikts dar; in einem weiteren Impulsreferat verortete Kolping-Generalpräses Christoph Huber die Ursache von Krieg und Gewalt in der Selbstbezogenheit des Menschen, wovon die Texte der Bibel vielfach Zeugnis gäben. Der Kolpingverband versuche, in einer von Unfrieden und ungerechten Verhältnissen geprägten Welt Menschen zu stärken: „Dass sie ihr Leben selbst in die Hand nehmen und dann wiederum jenen anderen helfen können.“
In einer anschließenden Podiumsdiskussion kam auch die Politikwissenschaftlerin Martina Handler zu Wort, die die Bedeutung des Zuhörens hervorhob, um auch in komplexen Konflikten schrittweise zu einer Lösung zu gelangen – wie dies beispielsweise beim „Klimarat der Bürgerinnen und Bürger“ im Frühjahr, den sie mitmoderiert hatte, gelungen ist. Besonders berührend der Beitrag des Pfarrers der Griechisch-Katholischen Pfarre St. Barbara und der ukrainischen Gemeinde in Wien Taras Chagala, der auf das abgrundtief Böse verwies, welches der Krieg im Menschen hervorbringe, aber auch auf das Gute, das viele gerade unter solchen extremen Umständen zu leisten imstande seien. Zuletzt betonte er die Bedeutung der Hoffnung: „Menschen gerade im Krieg Hoffnung zu geben, dadurch, dass man Zeichen der Solidarität und Hilfe setzt, ist das wichtigste!“
Ausgehend von den Impulsen der ReferentInnen beschäftigten die Teilnehmer danach in Workshops mit Möglichkeiten, Frieden und einen guten Umgang miteinander zu fördern: beginnend in den Familien, mithilfe der Einübung einer Haltung der „aktiven Gewaltfreiheit“, durch die Pflege weltweiter Kontakte innerhalb der Kolping-Gemeinschaft; biblische Impulse kamen ebenso zur Geltung wie die Mittel der Musik; eine Gruppe wagte die Begegnung mit Kriegsvertriebenen aus der Ukraine – inzwischen hat sich daraus eine konkrete Hilfsaktion entwickelt.
Als Abschluss des Bildungstages zogen alle gemeinsam zum Linzer „Kolping-Platz“, wo die TeilnehmerInnen des Musik-Workshops eine umgedichtete Version des Lennon-Songs, dem das Motto des Bildungstages entlehnt war, zum Besten gaben: „Dankbarkeit, Umarmung, Miteinander, Füreinander, Hoffnung, Liebe, Herz“ – eine skizzenhafte Annäherung an eine Zukunft, in welcher der Friede tatsächlich wieder eine Chance erhält.